Besuch von zwei Verhandlungen am Amtsgericht in Augsburg der Klasse 10aM
Am Donnerstag, dem 21.03.2024, fuhren wir nach Augsburg ins Amtsgericht in der Gögginger Straße, um zwei Verhandlungen miterleben zu dürfen.
Nach Ankunft wurden wir zunächst – wie am Flughafen – komplett durchgecheckt. Taschen und Jacken wurden durchleuchtet, Scheren und Zirkel, die sich noch im Mäppchen befunden haben, abgenommen. Wir selbst wurden von Beamtinnen und Beamten der Justiz einer Leibesvisitation unterzogen. Irgendwie ist man doch etwas nervös, auch wenn man nichts zu verbergen und nichts „verbrochen“ hat.
Danach ging es in den ersten Verhandlungssaal, wo wir mit dem Staatsanwalt bis zu Beginn der Verhandlung ins Gespräch kamen. In dem Moment, in dem die Richterin den Raum betrat, mussten sich alle Personen erheben, um ihr die „Ehre zu erweisen“, genauso wie bei der Urteilsverkündung. Der Täter, der sich im Straßenverkehr unangemessen verhalten und in diesem Zusammenhang eine Körperverletzung begangen hatte, war geständig und zeigte Reue. Mit 120 Tagessätzen zu 40€ und einer Sperrfrist von sechs Monaten, sich zur MPU anmelden zu dürfen, um seinen entzogenen Führerschein wieder zu erhalten, kam er einigermaßen glimpflich davon. Geladene Zeugen mussten nicht gehört werden und nach einer halben Stunde war alles vorbei.
Unsere zweite Verhandlung dauerte insgesamt knapp eineinhalb Stunden. Der Täter wurde der gefährlichen Körperverletzung an einem Gast in einem namhaften Augsburger Club im vergangenen Jahr bezichtigt und verurteilt. Sein Verteidiger, der Unstimmigkeiten bei den Aussagen der vier geladenen Zeuginnen und Zeugen erkannt haben wollte, versuchte einen Freispruch für seinen Mandanten zu erwirken, während der Staatsanwalt eine Freiheitsstrafe von zehn Monaten mit drei Jahren Bewährung verknüpft mit einer Geldstrafe von 4000€ forderte. Der Richter zeigte sich vom Plädoyer des Verteidigers unbeeindruckt und folgte in seinem Urteil der Staatsanwaltschaft in fast allen Punkten.
Es war sehr interessant, direkte Einblicke in einen Gerichtssaal zu erhalten und die Arbeitsweise unserem Rechtssystems kennen zu lernen. Da viele Verhandlungen für die Öffentlichkeit frei zugänglich sind, kann man das wirklich nur jedem empfehlen.
(Anja Sitka, Klassenlehrerin der 10aM)